Ihn kennt fast jeder! Rudolf Gwinner

Hochschwarzwaldkurier, 14. Januar 2023

 

Der Löffinger Gemeinde- und Kreisrat Rudolf Gwinner zählt zu den wenigen Originalen im Hochschwarzwald und auf der Baar. Mit seinem Namen verbindet man Politik, Fasnet, Geschichte, Brauchtum und zahlreiche Ehrenämter.

Von Angéle Kerdraon

Die vielen Ehrenämter und die der pensionierte Realschulleh­rer im Laufe von über 50 Jahren mit Leidenschaft ausübte und die 21 Jahre als Gemeinderat besitzen Vor­bildcharakter. „Löffingen ist meine Heimat und hier fühle ich mich sehr wohl“, unterstreicht der engagierte Fasnachtsanhänger seine Heimatliebe für das beschauliche Baarstädtchen.

Der 69-jährige Pensionär könnte sich jetzt eigentlich in Ruhe zurücklehnen. Doch weit gefehlt. Die Arbeit im Ge­meinderat, quasi an der Löffinger Front, gibt ihm Gelegenheit sich für die Belange der Bürger einzusetzen. Dabei sucht er im Städtle gerne den Kontakt zu den verschiedenen gesell­schaftlichen Gruppen, um zu erfah­ren, was sie momentan bewegt.

„Sehr viel Spaß macht mir auch mein Kreisratsmandat“, erklärt er. Die The­men, besonders die wirtschaftlichen, sind herausfordernd und man lernt sehr viel dazu - auch über die Partei­grenzen hinaus“, läßt er wissen.

 

Der Fasnetnarr schlechthin

Die „Fasnet“ nimmt für den Brauch­tumsforscher Gwinner, der 20 Jahre aktiv im Narrenrat der „Laternenbrü­der“ war und davon 18 Jahre als Vize­narrenrat eine bedeutende Rolle spiel­te, ist immer noch präsent. Früher führte er mit viel Humor und Freude als Ansager durch die Bunten Abende des Turnerbunds und begleitet in die­ser Position verschiedene Fasnet-Um­züge. Gerne erinnert er sich noch an seine ersten Auftritte im Jahr 1965 und an die zahlreichen gemeinsamen Darbietungen am Bunten Abend mit den „Schwindelsingers“, mit denen er bis 2003 humorig das Löffinger Orts­geschehen beleuchtete.

Gwinner und die Fasnet in Löffingen sind eins: 22 Jahre prägte er die Later­nenpost. In der Zunftstube hängen Masken aus Oberndorf am Neckar, El­zach und Villingen sowie die von ihm zur Verfügung gestellte Fastnachtsfah­ne der Landschaft Baar und sein Ab­schiedsgeschenk der Landschaft Baar. „Seit 33 Jahren kümmere ich mich in­tensiv um das Fasnetbrauchtum und achte darauf, dass mein Wissen und die närrische Tradition erhalten blei­ben“, betont er. Sein Wissen gibt er durch Veröffentlichungen und Vorträ­ge weiter. Von 1999 bis 2017 war Gwinner Landschaftsvertreter der Fas­net-Landschaft Baar und im Präsidium der Schwäbisch-Alemannischen Nar­renzünfte.

„Das war eine wunderbare und inter­essante Zeit, in der viele Freundschaf­ten entstanden sind, die bis heute hal­ten“, erinnert er sich gerne. „Die Fasnet verbindet die Menschen“, unterstreicht er seine Erfahrungen. Auf die Frage, ob er schon immer ein Fasnetanhänger war, meinte er: „Ja diese Vorliebe kam von meinem Vater, der aus Oberndorf am Neckar stamm­te und dort auch im Narrenverein tätig war. Sein Vater Paul Gwinner, der Zahnarzt war, ließ sich mit einer eige­nen Praxis im närrischen Löffingen nieder. Was ihn aber nicht daran hin­derte, mit seinem kleinen Sohn öfters die Umzüge und Veranstaltungen in seiner Heimat zu besuchen. Schon als vierjähriger war Gwinner in der närri­schen Kindergruppe des Baarstädt­chens.

 

Sportliches Engagement

Als Realschullehrer unterrichtete er an verschiedenen Realschulen in den Fä­chern evangelische Religion, Ge­schichte und Politik. In seinen jungen Jahren spielte der Löffinger dreizehn Jahre als aktiver Volleyballspieler im Löffinger Verein. Als Kassenwart über­nahm Gwinner die Finanzen bei der Leichtathletik und später verschiede­ne Vorstandstätigkeiten, unter ande­rem als Leiter des Wettkampfbüros. Auch als Kreisvorsitzender des Leich­tatletikkreises Neustadt und als Mit­glied des Verbandrates des badischen Leichatletikverbadendes war er 26 Jahre lang mitten im sportlichen Ge­schehen. Nicht ganz einfach war seine fünfjährige Arbeit als Mitglied des Sportgerichts des Südbadischen Vol­leyballverbandes. Gwinner wechselte dann auf die Trainer- und Schiedsrich­terseite, um für Ordnung als Schieds­richter mit der Lizenz bis zur zweiten Bundesliga zu sorgen. Außerdem war der Allrounder auch ein erfolgreicher Volleyballtrainer.

Seine Liebe zur Heimat und deren Tra­ditionen konnte er neben der Fasnet, auch bei seiner Tätigkeit als Obmann des Bundes Heimat und Volksleben im Bereich Trachten Hochschwarzwald ausleben. Als Beisitzer und Wander­führer im Schwarzwaldverein nutzte er die Gelegenheit die Natur und Landschaft besser kennenzulernen. Das Löffinger Musikgeschehen lief auch nicht an ihm vorbei. Neun Jahre führte er nicht den Taktstock, sondern brachte sich lieber als erster Vorsitzen­der in die Stadtmusik Löffingen ein. Wobei er schon mal als junger Mann für eine kurze Zeit auf die Trommel schlug.

 

Politik wird zum Lebensinhalt

Das intensive Engagement Gwinners auf der politischen Ebene begann schon 1975 mit der Wahl zum Vor­standsmitglied der FDP Hochschwarz­wald. 19 Jahre war er zweiter Vorsit­zender des FDP/FW-Ortsverbandes Löffingen. Seine politische Erfahrung brachte er ab 1999 als Gemeinderat sowie als Bürgermeisterstellvertreter ein. Wobei viele seiner Verbesserungs­vorschläge umgesetzt wurden. Mo­mentan beschäftigt er sich schwer­punktmäßig mit der Umstrukturierung des Löffinger Bahnhofs, dem Neubau des Altenpflegeheimes und der Zu­kunftsfähigkeit der Löffinger Stadt­werke.

Dass Politik für ihn ein wichtiger Le­bensinhalt ist, zeigt seine langjährige Zugehörigkeit in der Kreistagsfraktion, der er seit 2004 angehört. Außerdem war er 13 Jahr lang Mitglied des Re­gionalverbandes Südlicher Oberrhein. Als Initiator der Löffinger Kulturnacht, Mitinitiator der Sonnwendfeier in Göschweiler, im Ausschuss des Städt­lefestes sowie bei verschiedensten re­gionalen Veranstaltungen, ist er ein wichtiger Ratgeber. Der rührige Löf­finger im Unruhestand forscht ganz nebenbei auch die Lokalgeschichte. „Die Ergebnisse stelle ich immer wie­der gerne der Presse zur Verfügung“, verrät er.

Sein größter Wunschtraum: „Ich könnte mir in Bachheim oberhalb der Wutachschlucht bei der Drei-Schluch­ten-Halle ein ‘Haus der Wutach‘ vor­stellen, so ähnlich wie auf dem Feld­berg das ‘Haus der Natur‘. Das wäre sicherlich eine enorme touristische Aufwertung für die Region“, unter­streicht er seine visionäre Idee.

Auf die Frage, wie lange er noch kom­munalpolitisch tätig sein möchte, ant­wortete Gwinner: „2024 ist Schluß! Einige werden das bedauern und eini­ge werden sich freuen (lacht)“.