Ist gelb grüner als grün?

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Von Links: Philipp Dietsche, Dr. Marco Wehr, Dr. Christoph Hoffmann, Christopher Herget

„Ein normaler Mensch würde eine Woche vor Monatsende niemals seine letzten 20€ für ein Filetsteak für ein einziges Abendessen ausgeben und dann den restlichen Monat hungern. Nein, er würde Kartoffeln, Bohnen, Reis kaufen und so versuchen, für sein Geld möglichst viel zu bekommen. Warum sollten wir uns in punkto Klimaschutzmaßnahmen anders verhalten?“

Dies war nur eine der simplen Fragen, mit denen Dr. Marco Wehr an diesem Abend teils für nachdenkliches Schweigen, teils für zustimmendes Gemurmel sorgte.

Doch zum Anfang: Wer ist Dr. Marco Wehr und worum geht es? Der FDP Regionalverband Mittleres Markgräflerland hat zum Vortrags- und Diskussionsabend im Stubenhaus Staufen geladen. Thema des Abends: „Liberale Klimapolitik: effektiv und effizient – ohne Ideologie“. Für den Vortragsteil verantwortlich ist der bereits erwähnte Dr. Marco Wehr, Philosoph und Physiker. Für die Diskussion gesellt sich später noch Dr. Christoph Hoffmann mit auf das Podium, Forstwissenschaftler und Mitglied des deutschen Bundestages als Vertreter der FDP für den Wahlkreis Breisgau Hochschwarzwald.

Im Publikum sitzen neben Vertretern des Regionalverbandes interessierte Zuhörer, die sich trotz oder gerade wegen der drückenden Hitze an diesem Juliabend die Frage stellen: „Wie geht liberal und Klimarettung zusammen?“ In der öffentlichen Diskussion gewinnt man leicht den Eindruck, dass nur eine Partei sich für Klimaschutzmaßnahmen einsetzt: Bündnis 90/die Grünen. Dass dem mitnichten so ist, zeigt sich an diesem Abend und gipfelt in der bewusst provokanten Aussage Wehrs: „Gelb ist grüner als grün.“.

Mit zahlreichen Vergleichen und Beispielen, aber auch ganz handfesten Berechnungen (hier kommt der Physiker durch) gelingt es Wehr auf unterhaltsame Art, reichlich Kritik zu üben. Kritik an den geforderten oder bereits umgesetzten Klimaschutzmaßnahmen der Grünen. Kritik an der - laut ihm – zu teuren, zu national gedachten und zu wenig lösungsoffenen Energiewende der Bundesregierung. Und Kritik an der allgemeinen Debatte rund um dieses Thema, welche viel zu oft auf Basis von Emotionen und Ängsten geführt und leider häufig auch entschieden wird – anstelle von Fakten.

Was rechtfertigt nun aber die These „Gelb ist grüner als grün.“? Wehrs Hauptkritikpunkt: Was Klimaschutzmaßnahmen angeht verhält sich die Partei mit der Sonnenblume eben nicht wie der sparsame Supermarktbesucher aus dem Eingangsbeispiel. Stattdessen wird allzu häufig viel Geld investiert in Maßnahmen, welche nur einen geringfügigen Effekt auf den Deutschlandweiten oder gar globalen CO2-Ausstoß haben. Nun hat die Bundesregierung zwar mehr als 20€ zur Verfügung, aber letztlich ist auch diese Ressource endlich und jeder Euro kann nur einmal ausgegeben werden. Daher sollte das Ziel sein, möglichst viel für diesen Euro zu bekommen – in diesem Fall eine möglichst große CO2-Einsparung.

Das ist der liberale Ansatz für mehr Klimaschutz. Und das kann unter Umständen auch bedeuten, dass es sinnvoller wäre, nicht in Stadtbahnen zu investieren, sondern in ein Wasserkraftwerk im Kongo, wie Dr. Hoffmann im Anschluss erläuterte. Als Kontrapunkt zu den im Vortrag geschilderten Problemen und Missständen, bot dieser in der anschließenden Diskussion Lösungsvorschläge und Zukunftsaussichten an. So wurden die Zuhörer angeregt diskutierend in den lauen Sommerabend entlassen.