Landwirtschaft im Klimawandel

66. Agrar- und Verbrauchertag 2021

Der 66. Agrar- und Verbrauchertag der FDP in Südbaden beschäftigte sich mit „der Landwirtschaft als Teil der CO2-Wirtschaft”

Bei einer Hofbesichtigung auf dem Leimgrabenhof in Donaueschingen-Pfohren wurde zunächst die Biogasanlage als ein Beispiel für ein zweites Standbein für einen landwirtschaftlichen Betrieb vorgestellt.

Bei der Diskussion mit BLHV-Vizepräsident Bernhard Bolkart, dem Geschäftsführer des Maschinenrings Schwarzwald-Baar, Rainer Hall, den FDP-Bundestagsabgeordneten Dr. Marcel Klinge und Dr. Christoph Hoffmann ging es unter der Moderation von Martin Cammerer aus dem FDP-Bezirksvorstand um die „Reduzierung klimaschädlicher Gase in der Lebensmittelerzeugung“.

Zwar könnten die landwirtschaftlichen Betriebe in einzelnen Bereichen ihrer Bewirtschaftung ihre Emissionen reduzieren, aber die Erzeugung von Lebensmitteln sei „nicht völlig klimaneutral zumachen“, räumte Bernhard Bolkart ein. Grünland und Forst seien bei entsprechender Bewirtschaftung die wichtigsten Speicher für CO2. Landwirte förderten den Humusaufbau durch neue Mischungen mit Zwischenfrüchten, bei deren biologischer Umsetzung ein intaktes Bodenleben entscheidend sei. Für die Lenkung der komplexen Vorgänge beim Humusaufbau brauchten die Landwirte eine gute Beratung, erwartete Bernhard Bolkart. Neue Wege erprobten sie auch mit der Kultivierung von Agroforst. Allerdings behindere bei solch langfristigen Kulturen der hohe Pachtanteil an den Betriebsflächen von über 50 Prozent in unserer Region.

Zu schnell

Zusätzlich änderten sich durch politische Vorgaben die Rahmenbedingungen zu schnell, bekräftigte Rainer Hall vom Maschinenring. Für eine längerfristige Planungssicherheit brauche die Landwirtschaft einen Gesellschaftsvertrag, mit dem ihre Aufgaben geklärt werden, nämlich Lebensmittel erzeugen oder eine Reduzierung der Emissionen von CO2.

Fortschritt nicht verteufeln

Für Christoph Hoffmann, entwicklungspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion,
fehlte der „Respekt vor dem Eigentum der Landwirte“. Die Bewirtschaftung ihrer Höfe werde durch ständig neue Vorgaben eingeschränkt und dazu werde der Fortschritt bei den Betriebsmitteln verteufelt. So würden viele Zulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel auf die lange Bank verschoben, gentechnische Verfahren für die Pflanzenzüchtung vollständig blockiert. Stattdessen müsse man „die Riesenchance Gentechnik“ nutzen, um in diesen dynamischen Zeiten die steil anwachsende Weltbevölkerung zu ernähren.

Für Bernhard Bolkart ist die Bezeichnung „gentechnikfrei“ einwichtiges Verkaufsargument, das man nutzen müsse.Das gelte auch für den Ausbau regionaler Kreisläufe, wie die Verarbeitung von Raps zu einem hochwertigen Rapsöl, das vom Maschinenring unter „Baargold“ vor Ort hergestellt und vermarktet werde.

Der Rapskuchen geht als guter Eiweißträger in der Fütterung von Schweinen. Auch das Futter für Milchvieh sollte überwiegend vom eigenen Grünland kommen, denn nur bewirtschaftete Wiesen könnten neben dem Wald sehr große Mengen von CO2 speichern. Die durch landwirtschaftliche Nutzung gepflegte Kulturlandschaft sei für den Tourismus unabdingbar, betonte der FDP Bundestagsabgeordnete und Wahlkreiskandidat Marcel Klinge. Mit speziellen touristischen Angeboten könnten kleinere Betriebe im Schwarzwald erhalten bleiben. Die Landwirtschaft könne viele der Forderungen der Verbraucher erfüllen und sei dazu auch bereit,wenn sie den entsprechenden Ausgleich für ihren
Mehraufwand erhalte, betonte Bernhard Bolkart.

© Badische Bauern Zeitung bbz
Christoph Ziechaus